Frauenpriestertum – Ja oder Nein?

Gerade durch den geplanten „Synodalen Weg“ der deutschen Bischofskonferenz sowie der Bewegung „Maria 2.0“ innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland ist das Thema „Frauenpriesterum“ wieder ganz aktuell in den kirchlichen Debatten. So wundert es nicht, dass dies auch durchaus beim Religionsunterricht an den Schulen kontrovers diskutiert wird. Eine 16-jährige Schülerin hat dazu einen Aufsatz geschrieben, den wir freundlicherweise hier veröffentlichen dürfen:

Die Rolle der Frau wurde in der Kirche im Laufe der Zeit mehr ernst genommen. Mädchen dürfen Messdienerinnen werden, Frauen Pastoralreferentinnen. Ein enormer Fortschritt und trotzdem sind viele noch nicht zufrieden: Die Bewegung „Maria 2.0“ bekommt immer mehr Aufmerksamkeit und Zuspruch, sogar von katholischen Priestern, die in den Predigten dafür plädieren, der „Diskriminierung“ ein Ende zu setzen.

An einem Sonntag nach der Messe kam eine Frau auf mich zu und sagte: „Ihr müsst kämpfen. Es liegt an euch, etwas zu verändern.“ Ich wusste genau, was sie meinte. „Ganz ehrlich: Ich fühle mich nicht diskriminiert“, entgegnete ich. Die Frau war schockiert. Mit meiner Antwort hatte sie nicht gerechnet.

Das Frauenpriestertum ist ein sehr umstrittenes Thema, und in einigen Augen ist die Kirche frauenfeindlich. Ist das wirklich so?

Wenn man auf die Kirchengeschichte zurückblickt, gibt es doch einige Frauen, die besonders herausstechen, zum Beispiel Maria, die Mutter Jesu. In fast jeder Kirche findet man eine Marienstatue, den Rosenkranz betet man, weil Maria vor über 100 Jahren drei einfachen Kindern aufgetragen hat, für den Frieden zu beten und Marienwallfahrten sind immer noch Gang und Gebe.

Maria ist uns ein Vorbild, da sie „Ja“ zu Gott sagte und miterleben musste, wie er unschuldig gekreuzigt wurde. Ihre Stärke in diesem Leid und ihr Vertrauen auf Gott, aber vor allem die Tatsache, dass sie die „Mutter Gottes ist“, machen sie zu etwas Besonderem, weswegen sie nicht ohne Grund in der Kirche verehrt wird. Dann wären da noch Kirchenlehrerinnen wie Hildegard von Bingen und Heiliggesprochene wie Mutter Teresa, die sich selbstlos für Arme und Kranke eingesetzt hat, ganz gleich welcher Religion sie angehörten. Sie hat viel als „Bleistift Gottes“ bewirkt: Die Gründung eines Ordens, der sich weltweilt für Arme, Kranke und Ausgegrenzte einsetzt.

Im Text „Priestertum der Frauen“ spricht Ida Raming darüber, dass Frauen an der Gründung von Ortskirchen beteiligt waren. Auch wenn ich mit ihr bezüglich des Frauenpriestertums nicht einer Meinung bin, glaube ich, dass Frauen sich in der Kirche engagieren können und sollen. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der Kirche. Das geht auch ohne Priesterin, Bischöfin oder Päpstin zu sein. Eine der ersten Jüngerinnen Jesu war Maria Magdalena, die laut der Bibel am Tag der Auferstehung Jesu zum Grab wollte, dort aber von Engeln die Information erhielt, dass Jesus auferstanden sei. Des Weiteren erschien ihr der Auferstandene Jesus zuerst. Sie war diejenige, die diese frohe Botschaft den Jüngern mitteilte. Obwohl sie nicht zum engsten Kreis der Zwölf gehörte, widmete der Vatikan im Jahre 2016 ein Fest, jährlich am 22.Juli.

Die Kirche selbst sieht ihren Auftrag, das Wort Gottes zu verkünden, und dazu ist jeder Einzelne wichtig, sowohl Frauen als auch Männer.

Warum die Kirche Frauen jedoch nicht zum Priestertum zulässt? Priestertum ist ein Dienst an den Gläubigen, und nicht ohne Grund spricht man vom „bischöflichen Hirtenamt“, denn ein Hirt kümmert sich um seine Schafe. Konkret gesagt: Der Bischof kümmert sich um seine Diözese. Außerdem ist der Priester mit der Feier der Eucharistie beauftragt, die auf das letzte Abendmahl zurückzuführen ist. An diesem Abend gab Jesus den Jüngern die Aufgabe, „dies zu {seinem} Gedächtnis“ (Lk 22,19) zu tun, also hat Jesus diesen Dienst am Sakrament nur Männern anvertraut. Männer, die einer Priesterberufung nachgehen, sollen deswegen ihr Amt nicht als Privileg und höhere Machtposition sehen, sondern als Dienst in der Kirche. Der Priester ist also Vertreter Christi, deshalb ist es schon seltsam, wenn Christus von einer Frau vertreten wird. Frauen zum Beispiel können schwanger werden, Männer jedoch nicht, aber dass sich ein Mann darüber beschwert hat, das habe ich noch nie erlebt. Christus hat uns das Priestertum geschenkt, und wir haben alle etwas davon! Ohne Priester könnten wir nicht zur Beichte,  es würde keine Eucharistiefeier geben, kirchlich heiraten usw., aber das allerwichtigste: ohne Priester keine Taufe! Wichtig ist zu berücksichtigen, dass er stellvertretend für Gott die Taufe spendet. In der Beichte sagt der Priester bei der Lossprechung, dass Gott durch den Dienst der Kirche, also den Priester Verzeihung schenkt und im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes von den Sünden losspricht.

Das Amt des Papstes ist ebenfalls auf Jesus zurückzuführen: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“, sagt Jesus zu Petrus in Matthäus, Kapitel 16, Vers 18. Findet da nicht auch eine Diskriminierung statt, weil Jesus noch 11 andere Jünger zur Auswahl hatte? So lesen wir auch in Lukas, Kapitel 22, Vers 24-26: „Es entstand unter ihnen ein Streit darüber, wer von ihnen wohl der Größte sei. Da sagte Jesus zu ihnen: Die Könige herrschen über ihre Völker und die Vollmacht über sie haben, lassen sich Wohltäter nennen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern der Größte unter euch soll werden wie der Jüngste und der Führende soll werden wie der Dienende.“ Dies ist einer der Gründe für die Bezeichnung des Papstes als „Diener der Diener Gottes.“

 Es geht nicht um Macht, die anderen Jünger haben auch einen Auftrag bekommen. Sie sind viel umhergereist, um das Evangelium zu verkünden und haben neue Gemeinden gegründet. Das ist genauso wichtig! Schließlich haben alle Jünger außer Johannes den Märtyrertod erlitten. Jesus hat Petrus das Amt des Papstes als Oberhaupt der katholischen Kirche übergeben, und damit die meiste Verantwortung. Auch er soll – wie die Priester – dienen, so wie Jesus es getan hat: „Ich bin nicht gekommen, um mich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen.“ (Markus 10,45) Jesus selbst gab sich hin, um die Sünden der Menschheit auf sich zu nehmen und so das Tor zum Reich Gottes zu öffnen, so die theologische Deutung des Leidens und Sterbens Jesu. Es geht hier um einen selbstlosen Akt der Liebe, aus Liebe zu allen Menschen. Papst zu sein ist definitiv nicht der „Traumjob“, die Reisen, in der Öffentlichkeit zu stehen, Einsatz für den interreligiösen Dialog und allgemein viel Arbeit ist sicherlich anstrengend, besonders mit über 80 Jahren.

Nichtsdestotrotz haben die Kardinäle Papst Franziskus (oder Kardinal Bergoglio) gewählt, weil sie ihm zutrauen, dass er als Stellvertreter Christi die Kirche (mit etwa 1 Milliarden Katholiken) gut leiten wird.

Diese Ämterstruktur in der Kirche ist problematisch, weil man denkt, dass es um Macht geht, aber die „Bestimmung“ dieser Ämter ist der Einsatz für die Kirche und die Gläubigen.

Dass es in dieser Struktur (auch heute noch) viel Versagen gibt, ist Jesus sicherlich bewusst, z.B. Petrus´ Verleugnung, Jesus nicht zu kennen. Doch Jesus gab seine Jünger nicht auf. Nach seiner Auferstehung sammelte er die Jünger zusammen und schickte ihnen an Pfingsten einen Beistand, den Heiligen Geist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ich da keine Diskriminierung der Frau sehe.

Man hat als Frau verschiedene Möglichkeiten, sich in der Kirche zu engagieren, egal ob als Messdienerin, Pastoralreferentin oder einfach als Gemeindemitglied.

Schon die Tatsache, dass Frauen Messdienerinnen werden dürfen, ist ein enormer Fortschritt, den ich willkommen heiße. Die Aufgabe des Priesters ist, Stellvertreter Christi zu sein, und Jesus hat nur Männer für diesen Dienst ausgewählt. Wie Papst Johannes Paul II. 1994 schrieb, ist der „Ausschluss von Frauen vom Priesteramt in Übereinstimmung mit Gottes Plan für die Kirche“.

Zwar stimme ich in diesem Punkt mit der Kirche überein, dies bedeutet jedoch nicht, dass ich nichts an der Kirche zu kritisieren habe. Ich sehe da Verbesserungspotenzial, ob die Einführung des Frauenpriestertums die Kirchenbänke wieder füllt, wage ich zu bezweifeln.

Unser Ziel ist doch der Himmel. Wir Christen sollten uns bewusst sein, dass es nicht auf eine Position in der Kirche ankommt, wenn wir nach unserem Tod vor Jesus stehen.

Mutter Teresa sagte einmal: „Christus wird uns nicht fragen, wieviel wir geleistet haben, sondern, mit wie viel Liebe wir unsere Taten vollbracht haben.

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7 Gedanken zu „Frauenpriestertum – Ja oder Nein?

  1. Sehr geehrter Martin,
    Ich möchte im vor raus schonmal informieren, dass ich ein 15- jähriger männlicher Schüler bin, der ihnen hier antwortet. Ich möchte dem hier von ihnen geschriebenen Zeilen etwas entgegensetzen: Wenn sie sagen, dass Frauen in der katholischen Kirche nicht diskriminiert werden, so würde ich ihnen zustimmen, wenn man davon ausgehen könne, dass im neuen Testament deutlich gesagt wird, dass Frauen nicht als Apostel der Kirche dienen dürfen/ können. Wenn man allerdings davon ausgeht, dass dies an Hand des neuen Testamentes nicht eindeutig festzustellen ist, werden Frauen sehr wohl diskriminiert, indem man sagt, dass es im neuen Testament so stehe. Wahrhaft hat Jesus zu seiner Zeit als physischer Mensch auf Erden Zwölf Männer zu Aposteln berufen, dies kann jedoch aus heutiger Sicht wohl als symbolischer Akt zur Darstellung der zwölf Stämme Israels gesehen werden, zudem Jesus zu dieser Zeit den Jüngern und Aposteln geboten die frohe Botschaft nur dem Volk Israels zu verkünden. Durch den Auftrag Jesu an die Apostel und Jünger nach seiner Auferstehung, „sie sollen die frohe Botschaft allen Völkern verkünden“ wird der Zwölferkreis durchbrochen, ab diesem Moment ist eine Einschränkung auf Männer in jeder Sicht hinfällig. Wenn man dann bei Bischöfen oder Priestern eine Ausnahme machen würde, müsste man deren Verkündigungsdienst dann nicht auch auf das Volk Israels reduzieren ? Zudem sind im neuen Testament, so im ersten Jahrtausend, Frauen bekannt, welche als Diakoninnen, Bischöfinnen und Apostel bezeichnet werden.
    Ein wichtiges Argument, welches ich noch endkräftigen möchte, ist, dass man sagt Jesus hätte auch zur damaligen Zeit Apostelinnen berufen können. Dem stimme ich zu, jedoch drängt sich dann die Frage auf in wie weit das Jesus nicht tat, und es durch die Jahrhunderte einer weiterhin patriarchalen Gesellschaft verloren ging, bzw. umgedeutet wurde. So stellte bereits die Bibelkommission des Vatikans vor rund 45 Jahren fest, dass, wenn im Zwölferkreis um Jesus Frauen gewesen wären, das Volk Israel dieses Zeichen der Verkündigung allen zwölf Stämmen zur damaligen Zeit nicht verstanden hätte.
    Ich hoffe dieser Text bringt sie zum nachdenken. Gott segne sie.

  2. Lieber Lucas,
    vorab möchte ich sagen, dass der Text nicht von mir stammt, ich diesen aber veröffentlicht habe, da ich diesen Text gut finde. Weiterhin bin ich kein Theologe und kann Dir daher nur als einfacher „Laien-Christ“ Antwort geben.
    Der veröffentliche Text soll auch zur Diskussion anregen und ich finde es total klasse, wenn Du als Jugendlicher dazu Stellung nimmst! Aus Deiner Antwort entnehme ich, dass Dir der Glaube wichtig ist, und das ist – gerade unter jungen Leuten – nicht mehr so selbstverständlich.
    Ich möchte hier zuerst auf das Thema „Diskriminierung“ eingehen. Laut Wikipedia bezeichnet Diskriminierung eine Benachteiligung oder Herabwürdigung von Gruppen oder einzelnen Personen nach Maßgabe bestimmter Wertvorstellungen. Das Thema „Diskriminierung“ hat in unserer Gesellschaft in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen und davon abgeleitet haben die Wertvorstellungen dazu in unserer Gesellschaft eine bestimmte Entwicklung genommen, was alles unter „Diskriminierung“ fällt. Aus dieser Wertvorstellung heraus, ist die Einstellung der katholischen Kirche über die Nichtzulassung der Frau zu Weiheämtern tatsächlich diskriminierend, auch noch dann, wenn im Neuen Testament eine klare Aussage von Jesus zu finden wäre, dass der Aposteldienst nur den Männern vorbehalten ist.
    Nun ist aber die Kirche nicht einfach eine von Menschen gegründete Institution, sondern sie ist aus katholischer Sicht der mystische Leib Christi und steht somit auch in Verantwortung vor Gott. Schnell ist die Versuchung da, mit einem gesellschaftlichen Thema, wie es zur Zeit die Gleichberechtigung ist, konform zu gehen. Doch müssen wir als Kirche – und vor allem die Hirten der Kirche (Bischöfe, Papst) – immer nach dem Willen Christi fragen. Was schon in der Gegenwart nicht immer so klappt, war auch des öfteren in der Vergangenheit so. Ich nehme mal als Beispiel die Hexenverfolgung oder die Prüderie. Nicht wenige sind heute der Meinung, dass diese von der Kirche ausgingen. Tatsächlich aber ist es eine gesellschaftliche Strömung gewesen, von der sich ein Teil der Kirche auch mit einbinden ließ. Wenn nun Jesus bei der Einsetzung der Eucharistie (Abendmahl) dies nur im Kreis seiner zwölf Apostel getan hat und ihnen aufgetragen hat „tut dies immer wieder zu meinem Gedächtnis“, dann kann man das nicht einfach so wegfegen, nur weil es gerade eine gesellschaftliche Strömung fordert. Vor allem dann nicht, wenn innerhalb dieser Strömung die Forderung nach Gleichberechtigung ganz oben steht und nicht etwa der Wunsch Christus zu dienen (was ja nicht nur mit einem Weiheamt möglich ist).
    Das „Geht nur zu den Menschen aus dem Volk Israel“ (Mt 10,6) bei der Aussendung der Zwölf würde ich nicht als ein Gebot Jesu ansehen, dass bis zu seinem Tod/Auferstehung galt. Denn schon beim Hauptmann von Kapernaum (vgl. Mt. 8,10-12) macht Jesus deutlich, dass das Reich Gottes nicht nur für die Juden bestimmt ist. Noch deutlicher wird es in Mt 15,21 wo es heißt, dass er in die Gegend von Tyrus und Sidon zog. Dieses Gebiet (Phönizien) war nichtjüdisches Territorium. Und hier kam es zum scheinbaren Widerspruch mit der nichtjüdischen Frau (Mt. 15,22-28), der sich dadurch auflöst, wenn man betrachtet, worauf es Jesus wirklich ankommt: „Frau, dein Glaube ist groß“. Auch die Begegnung Jesu mit der Samaritanerin (vgl. Joh 4,7-26) zeigt, dass es für ihm keine Abgrenzung aufgrund der Volkszugehörigkeit oder des Geschlechts gab. Und dies war auch für die Jünger eine schrittweise Heranführung über die seinerzeit üblichen Umgangsprinzipien hinauszugehen (Joh 4,27). Daher glaube ich nicht, dass die Jünger es nicht verstanden hätten, wenn Jesu beim letzten Abendmahl auch Frauen eingeladen hätte, die bereits zu seinem engeren Kreis gehörten.
    Was dem Verkündigungsdienst betrifft, so ist dieser ja keinesfalls mit einem Weiheamt verbunden. Als getaufte und gefirmte Christen ist es uns nicht nur erlaubt sondern sogar geboten, Christus zu verkündigen! Hätte es eine solche Einschränkung gegeben, hätte sich der Glaube gar nicht so weit verbreiten können – vor allem in Ländern in dem der christliche Glaube verboten und verfolgt wurde, waren es vor allem Laien, die den Glauben weitergetragen haben (z. B. in Korea). Dass ist vielleicht auch das größte Problem der katholischen Kirche in Deutschland: Den Mut zu haben, das Evangelium Jesu Christi – sei es gelegen oder ungelegen – zu verkünden und weiterzugeben.
    Wahrscheinlich ist die schwierige Situation der katholischen Kirche in Deutschland auch Dir ein Anliegen und ein Austausch darüber, was wir Christen positives dazu beitragen können, ist auch sicherlich ein erster, guter Schritt. In diesem Sinne freue ich mich, wieder von Dir zu hören und wünsche Dir bis dahin Alles Gute und Gottes Segen!
    Viele Grüße,
    Martin

  3. Lieber Martin, den von dir vorgebrachten Argument, kann ich nicht direkt widersprechen, da es schon stimmt, dass die Frauenordination in der Kirche durch erst durch die allgemeine Gleichstellung zum Thema wurde, und genau das ist der Punkt! In früheren Jahrhunderten wurde die Frage nach der Weihe für Frauen nicht ernsthaft gestellt wurde, da es als selbstverständlich galt, dass die Frau dem Mann untergeordnet ist und Jesus und die Apostel nun mal Männer waren. Ich denke deshalb ebenso wenig, dass man sagen sollte, dass die Frau jetzt dem Mann gleichgestellt ist und deshalb automatisch Priester werden sollen dürfte. Man sollte allerdings im heutigen Licht den vermeindlichen Willen Jesu neu hinterfragen, und schauen ob die bisherige Auslegung wirklich und ohne Zweifel als richtig empfunden werden kann.
    was den anderen Punkt betrifft, so habe ich ein Problem damit, dass die Weihe durch die Kirche, nach dem Lehramt, selbst ein Teil der Berufung ist, ich denke vielmehr, dass die Weihe die Aufnahme eines zum Priestertum ausgebildeten Menschen in den Kreis der Berufenen ist und damit außerdem die Kirche die Berufung von der Kirche als wahr anerkannt wird. Denn nach Aussage des Lehramts, würde die Kirche durch die Weihe mitberufen, sie stellt sich also auf die selbe Stufe wie Gott selbst. Das Lehramt sagt also, dass dadurch dass sie sagt, dass Frauen nicht zu Priestern geweiht werden können, Gott diese nicht berufen kann. Das ist meiner Meinung nach falsch, dar die Kirche vielmehr nur den Weihen darf und Weihen muss, wer von Gott berufen ist. Wenn ich also meine, dass die Kirche Frauen weihen müsste, dann meine ich, dass sie diese Frauen weihen müsste, die von Gott berufen wurde. Die Frage sollte eigentlich also nicht sein, darf die Kirche Frauen Weihen, sondern beruft Gott Frauen ? denn wenn er das tut, dann muss die Kirche diese Weihen!
    Freundliche Grüße und Gottes segen
    Lucas

  4. Lieber Lucas,
    danke für Deine Antwort! Mit Sicherheit beruft auch Gott Frauen zu seinem Dienst! Aber Deine Frage ist sicherlich, ob Gott Frauen zum priesterlichen Dienst beruft. Und wenn dem so wäre, würde ja die katholische Kirche solche möglichen Berufungen blockieren.
    Ich denke, was hier angesagt ist, ist die Unterscheidung der Geister. Jesus würde sagen „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ (Mt 7,16). Die katholische Kirche hat viele große Frauengestalten in ihrer Geschichte gehabt – von Maria Magdalena bis Mutter Theresa – von keinen ist aber eine Berufung zum Priestertum überliefert. Nun könnte man natürlich argumentieren, dass es diese Frauen gab, aber von der Kirche totgeschwiegen wurden. Ich denke aber nicht, denn Menschen, die ihr Leben in völliger Selbstaufgabe ganz für Christus eingesetzt haben, werden nicht so schnell vergessen.
    Ich persönlich würde eher eine Frau, von der man durch Wort und Tat merkt, dass sie ganz für Christus „brennt“, Aufmerksamkeit schenken, wenn sie von Ihrer Berufung spricht, als einer Frau, die aufgrund der Gleichberechtigung darauf pocht, Priesterin zu werden.
    Gottes Segen und eine Gute Zeit!
    Martin

  5. Lieber Martin,
    Was aber sagen sie dann zu einem Mann, der nicht durch Wort und Tat für Christus brennt, sondern der Aufgrund seines Rechts Priester zu werden Priester werden will ? Und was sagen sie zu einer Frau die durch Wort und Tat für Christus brennt und sagt, sie fühlt sich zur Priesterin berufen. Was nun Frauen wie Maria Magdalena angeht, so gab es ja in den ersten Jahrhunderten keine Priester im heutigen Sinne, weshalb es heute nur schwer zu sagen ist, welche genaue Stellung diese bekannten Frauen in den Gemeinden hatten. Und wenn man in späterer Zeit dann nach Berufungen zur Priesterin sucht, so ist das sicherlich vergebens, da es lange Zeit überhaupt kein Diskussionsthema war ob Frauen Priesterinnen sein können, außerdem sucht man lange Zeit im Mittelalter und der frühen Neuzeit bei den meisten Klerikern nach einer wahren Berufung. Man sollte also meiner Meinung nach, jede Person die sagt sie fühlt sich zum Priester berufen, nicht sofort weihen, jedoch die Berufung prüfen, da kann die Kirche nicht von vorneherein sagen, dass Gott zu keiner Zeit Frauen zu Priestern berufen hat und wird, sonst würde sie sich ja über Gott stellen.
    Viele Grüße
    Lucas

  6. Lieber Lucas,
    ich glaube nicht, dass es allein deswegen ein Recht darauf gibt, Priester zu werden, nur weil man ein Mann ist, der zudem ehelos lebt. Und ein Bischof täte auch nicht gut daran, jemanden zu weihen, dessen Berufung gar nicht erkennbar ist. Ich glaube auch nicht, das Priestermangel hierzulande ein Problem ist, sondern der Glaubensmangel oder vielleicht besser gesagt die Lauheit im Kirchenvolk, sowohl im Klerus als auch bei den Laien.
    Ich bin davon überzeugt, dass es Papst Johannes Paul II. durch das klare Nein zum Frauenpriestertum sowie am Festhalten des Zölibat nicht darum ging, echte Berufungen zu unterdrücken, sondern damit die Schwelle der Substanzlosigkeit nicht noch weiter gedrückt wird. Wo sind den die ganzen Leute, die Frauenpriestertum sowie die Abschaffung des Zölibat fordern, wenn es darum geht, klare Kante wider den Mainstream, z. B. in Sachen ProLife, zu zeigen? Was ist denn aus den evangelischen Kirchen geworden, die all diese Forderungen bereits umgesetzt haben? Ein sozial-humaner Verein mit einem leichten spirituellen Anstrich – mehr nicht!
    Um Deine Frage zu beantworten: Eine Frau, die durch Wort und Tat für Christus brennt und gleichzeitig von Christus berufen wird, Priesterin zu werden – ich glaube nicht daran, dass es das – zumindest in dieser Zeit – gibt. Wenn es dafür eine Zeit geben sollte, dann vertraue ich auch darauf, das Christus auch seine Kirche durch diese Zeit leitet. Schließlich ist das ja nicht die erste Krisenzeit der Kirche und Christus hat in schweren Krisenzeiten sowohl im Mittelalter (Bruno von Köln, Dominikus, Franziskus, Antonius von Padua, Thomas von Aquin) als auch in der frühen Neuzeit (Johannes vom Kreuz, Karl Borromäus, Philipp Neri, Ignatius von Loyola, Pius V. – alles bedeutende Gestalten aus der Zeit der Gegenreformation im 16 Jh.) immer wieder Heilige – auch aus dem Klerus – berufen, um seine Kirche immer wieder neu aufzubauen.
    Viele Grüße,
    Martin

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