Baue meine Kirche wieder auf!

Die katholische Kirche in Deutschland befindet sich in einem desolaten Zustand. In einem rasanten Tempo schrumpft die Mitgliederzahl zusammen und man hat das Gefühl, dass der Kirche der Kompass für den richtigen Kurs verloren gegangen ist. Dabei ist die Kurskorrektur, oder besser gesagt die Umkehr für jeden einzelnen von uns Christen wichtig!

Baue meine Kirche wieder auf – dieser Gedanke kam mir, als ich die verstaubte und schon leicht zerfallene, aus Holz gebastelte Kirche auf dem Kellerschrank betrachtete. Diese Kirche war damals ein Geschenk von einem chinesischen Buddhist(!) an meinem längst verstorbenen Vater. Dem heiligen Franziskus ist ja bei dem Aufruf „Baue meine Kirche wieder auf!“ auch erst der Gedanke gekommen, das Kirchengebäude zu renovieren, bis er erkannt hat, dass es um die Kirche als Ganzes hier auf Erden geht.

So bin ich einfach mal damit angefangen, die Miniatur-Kirche aus Holz zu bearbeiten, obwohl ich alles andere als ein guter Bastler bin. Erst einmal den Staub mit Hilfe des Staubsaugers abgesaugt und dann mit Sekundenkleber die abgegangenen Teile wieder zusammengefügt. Dabei ist mir aufgefallen, dass nicht mehr alle abgegangenen Teile vorhanden waren, so dass der Zaun vorne nicht mehr verbunden werden konnte. Also alles in allem: Weit entfernt vom perfekten Zustand, aber doch wesentlich besser als zuvor, so dass die alte Kirche trotz aller Unzulänglichkeiten wieder Ihre Ausstrahlung hat!

Und hier ist mir dann ein anderer Gedanke gekommen: Zu schnell resigniere ich mit Blick auf unserer Kirche und denke, dass ich als eine kleine, unbedeutende Person nichts daran ändern kann. Dabei sind es doch schon die kleinen Dinge, die viel ändern können, da es Gott immer möglich ist, das kleine groß zu machen! Ein Beispiel: Wie schnell kommt mir der Gedanke: So wenig Beter, die sich zum Rosenkranz in der Kirche zusammenfinden. Aber es ist besser, sich über jeden zu freuen, der den Rosenkranz mitbetet. Mir ist es nicht gegeben, hier zu messen oder zu erfahren, worin Gott unser Gebet verwandelt. Aber ich darf vertrauensvoll darauf hoffen, dass all diese kleinen Dinge und Gesten, die wir als Christen vollbringen können, Gott zum Guten in der Welt wandelt.

Und ein weiterer Gedanke ist mir gekommen, als ich die verstaubte Kirche betrachtete: Geht es meiner Seele nicht manchmal genau so? Sie verstaubt zusehends in einer Zeit von Verwirrung und Unfrieden. Das sorgt dann dafür, dass sie nicht mehr so richtig die kleinen Dinge und Gesten unseres Lebens wahrnehmen kann. So wie ich die Miniatur-Kirche zu neuen Glanz verholfen habe, so muss ich es auch mit meiner Seele tun: Sie durch das Sakrament der Beichte reinigen und anschließend darin üben, die kleinen Dinge, Gesten und Freundlichkeiten des Lebens wahrzunehmen und weiterzugeben. Das macht natürlich noch lange keine „perfekte“ Kirche aus, aber es wird sie zu mehr Strahlkraft in unserer Zeit verhelfen.

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